Wie ihr euch unschwer ausmalen könnt, lese ich natürlich auch einige Fotozeitschriften mehr oder minder regelmäßig. Es gibt ja auch im deutschsprachigen Raum eine ganze Menge einschlägiger Magazine. Zugegebenermaßen reizen mich die bunten Hochglanzzeitschriften, in denen in erster Linie neue Kameras oder sonstiges Zubehör beschrieben oder miteinander verglichen wird, weniger. Natürlich möchte ich auf dem Laufenden bleiben, was technische Innovation betrifft. Mehr interessieren mich aber Beiträge über „Fotografie“ im abstrakteren Sinn – über Ausstellungen, Stile, Kontroversen, Fototheorie, den Kunstmarkt.
Seit ungefähr eineinhalb Jahren warte ich immer gespannt auf die neueste Ausgabe der PHOTONEWS – die großformatige „Zeitung für Fotografie“ erscheint jetzt schon im 30. Jahr in Hamburg, und die eher textlastige Publikation hat es mir wirklich angetan. Ich blättere die Hefte immer zuerst von hinten nach vorne durch denn auf den letzten Seiten findet man immer – nach Postleitzahlgebieten in Deutschland und dann für die Schweiz, Österreich und Luxemburg – den Überblick über gerade laufende oder beginnende Ausstellungen. Das ist einfach eine tolle und hilfreiche Serviceleistung und eine gute Einstimmung für die Lektüre der neuen Ausgabe.
Die Editorials (Seite 3) sind nie bloße Resumés der enthaltenen Artikel, sie sind fein formuliert und witzig – wo sonst findet man denn sonst noch hübsche Einblicke in den Redaktionsalltag, bei denen das Wort „blümerant“ vorkommt?
Im Editorial der Februar-Nummer geht es um die bevorstehenden Veranstaltungen im Jahr 2018. Die PHOTONEWS berichten regelmäßig von großen internationalen Ausstellungen und Messen und sind auch hier ein wertvoller Kompass.
Spannend finde ich die Reportagen und Interviews über den Kunstmarkt, in dieser Nummer etwa einen Artikel über die Fotoakutionen 2017. Bekanntlich beschäftigt mich das Thema, wie die Preisgestaltung für Fotos im „Zeitalter ihrer digitalen Reproduzierbarkeit“ aussieht, seit langem, in den PHOTONEWS finde ich immer wieder Stoff zum Nachdenken darüber.
Besonders beeindruckt hat mich der Artikel von Evelyn Runge über das Kollektiv Activestills, in dem israelische, palästinensische und internationale Fotojournalisten zusammenarbeiten, um über das Leben in der Westbank, aber auch über soziale Bewegungen in Israel zu berichten. Immerhin sind das kontroversielle Themen, bei denen Mainstream-Medien heute zurückzucken, um nur ja nicht wegen kritischer Worte gegenüber der israelischen Politik mit dem Vorwurf des Antisemitismus konfrontiert zu werden. Ein kluger Artikel zu diesem Thema ist daher keine Selbstverständlichkeit. Die Autorin stellt ein Projekt vor, das ein gutes Beispiel für journalistische Zusammenarbeit über ethnische, religiöse und nationale Grenzen hinweg in einer der konfliktreichsten Regionen der Welt ist.
Auch die Portfolios bieten immer wieder Überraschungen. Faszinierend fand ich die Fotos von Sara Angelucci unter dem Titel „Piece Work“ – eine Hommage an die vielen unsichtbaren Hände, die in der kanadischen Firma Coppley Anzüge nähen. Wer sich für Angeluccis sehr persönlichen Zugang zu diesem Thema interessiert, sollte sich das Heft beschaffen.
Einen Überblick über den gesamten Heftinhalt findet ihr auf der Homepage der Zeitschrift.