Am 16. September 2023 gab es wieder den alljährlichen [Wiener] Fotomarathon. Wiener in Klammer – seit Corona ist die Challenge ja „virtuell“ gegangen, und man kann sich aus ganz Österreich beteiligen. In diesem Jahr fand der Fotomarathon übrigens zum zwanzigsten Mal statt.
Kurz zur Erklärung für all jene, die das Konzept nicht kennen, vor allem Leser*innen aus dem benachbarten Ausland: Die Herausforderung besteht darin, innerhalb von 12 Stunden 12 Fotos zu machen, die genau der vorgegebenen Reihenfolge einer Themenliste entsprechen. Also nicht, weil es gerade günstig ist, Aufgabe 5 fotografieren und dann „zurück hüpfen“ – die EXIF-Daten brächten die Mogelei gnadenlos ans Licht. Als erstes muss übrigens ein Bild der eigenen Startnummer hochgeladen werden, dann folgen die 12 Fotos zu den Aufgaben. Die Bilder, die hochgeladen werden, dürfen natürlich auch nicht bearbeitet sein.
Hier die Themenstellungen des Marathons 2023:
0 – eigene Startnummer
1 – planlos
2 – Jubiläum
3 – löchrig
4 – Ready. Action!
5 – im Verborgenen
6 – Kontrast(e)
7 – selbstgebaut
8 – Tier(e)
9 – angekommen
10 – spitz
11 – Zusammenhalt
12 – verloren
Was harmlos aussieht, entpuppt sich oft als ganz schön vertrackt. Wie visualisiert man eher abstrakte Aufgabenstellungen wie planlos oder verloren (um nur gleich die erste und letzte Aufgabe als Beispiel zu verwenden)?
Klar habe ich am Fotomarathon 2023 teilgenommen. Für mich geht es nicht um gewinnen oder nicht – ich finde die Herausforderung spannend, fotografische Aufgabenstellungen in einer sehr „disziplinierten“ Form zu lösen. (Würde ich irgend was gewinnen, wäre ich übrigens auch nicht böse, aber das nur so nebenbei). Ich habe mich auch diesmal an meinen derzeit bevorzugten Stil gehalten – Bildformat 1:1, monochrom.
Ein Beispielfoto veröffentliche ich hier, als Verneigung vor Monsieur Cartier-Bresson und seinem „entscheidenden Augenblick“. Bei Punkt 8 war ich insofern ratlos, weil „Tier(e)“ für mich nicht unbedingt die prickelndste Thematik sind. Und der Kater, der die Notlösung gewesen wäre, hatte sich ausgerechnet vor Aufgabe 8 irgendwo ins Freie vertschüsst. Gottlob – und jetzt kommt er, der „decisive moment“ – fiel genau in dieser Situation eine Gottesanbeterin meine Schwiegertochter an! Und die hielt mir, der ich bekennend insektophob bin, das grüne Hüpfmonster unter die Nase und vor die Linse. Danke also an: Lydia (= Schwiegertochter); die Gottesanbeterin (Name unbekannt); Monsieur Noir (der Kater, der mir durch Flucht die Peinlichkeit des zweieinhalbmilliardsten Katzenfotos erspart hat). Und Henri Cartier-Bresson, der diesem Foto die höheren Weihen eines fotografischen Konzepts verliehen hat!