[Achtung: Die Dokumentation ist auf Englisch und leider nicht untergetitelt]

Zur Zeit ist in Wien zum ersten Mal eine Vivian-Maier-Ausstellung zu sehen. Als Hintergrundinformation: Eine der beiden großen Dokumentationen über das Leben der fotografierenden Nanny. „Vivian Maier – who took Nanny’s pictures?“ wurde erstmals im Sommer 2013 in England ausgestrahlt, kurz vor der Premiere des Films „Finding Vivian Maier“ von John Maloof. Ein kurzer Kommentar dazu unter dem folgenden Video:

Ein paar Worte zu obiger Dokumentation: Schon bald nachdem die ersten Fotos (Negative und Anzüge, teilweise nicht ausgearbeitete Filme) von Maier 2007 im Rahmen einer Zwangsversteigerung an hauptsächlich drei Bieter gingen, zeichnete sich eine deutliche Kontroverse um die Bewertung und den Umgang mit den Fotos ab. Die Deutungshoheit errang zweifellos John Maloof, der unter anderem mit Crowdfunding-Mitteln die preisgekrönte Doku „Finding Vivian Maier“ drehte. Kritiker warfen Maloof vor, dass er mit „seiner“ Erzählung des Lebens von Vivian Maier auch seinen Anspruch auf die Vermarktung der Fotos stützen wollte. 

Tatsächlich wirft die posthume Veröffentlichung der Fotos eine Reihe von Fragen auf: Nahezu alle Zeitgenossen beschreiben Maier als „a very private person“ – also sehr auf ihre Privatsphäre bedacht, fast schon eigenbrötlerisch, keineswegs mitteilsam über sich, ihr Leben und ihre (obsessiven) Fotos. Inwieweit wird die Auswahl der veröffentlichten Bilder Maiers eigenen Absichten gerecht? Hätte sie überhaupt die Erlaubnis dazu gegeben, die Fotos öffentlich zu machen?

Eine weitere Frage ergibt sich daraus, dass das „Rätsel“ Vivian Maier natürlich den Absatz von Abzügen, Büchern und sonstigen „Merchandiseprodukten“ kräftig fördert: Wird das Leben der Nanny teilweise bewusst etwas mystifiziert dargestellt, um den Preis am Kunstmarkt in die Höhe zu treiben?

Und dann bleibt noch eine letzte,  kontroversielle Frage: Wie ist Vivian Maier in die Fotografiegeschichte des 20. Jahrhunderts einzuordnen? Manche Journalisten schrieben nach dem Beginn des Maier-Hypes 2008, nun müsse die Geschichte der Fotografie neu geschrieben werden. Ist das wirklich wahr, oder „erdrückt“ alleine der riesige Korpus von geschätzten 150.000 Fotos das Urteilsvermögen?

Es lässt sich leicht erkennen – das sind Fragen, die mich natürlich auch bewegen, und das wird sicher hier auf complexityinaframe nicht der letzte Beitrag über Vivian Maier bleiben.

 

 

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