Am 25. November 2023 verstarb der US-amerikanische Fotograf Larry Fink im 82. Lebensjahr.
Fink wuchs in Brookly in einer kunstaffinen jüdischen Familie auf. Sein Vater war Rechtsanwalt. Entscheidenderen Einfluss auf sein Leben hatte aber die Mutter, Sylvia Caplan Fink, eine Aktivistin der Anti-Atomwaffen-Bewegung und in späteren Lebensjahren der „Grauen Panther“. In einem Interview für das Blind-Magazin (2021) sagte Fink, er sei als „Marxist aus Long Island aufgewachsen“
„Meine Mutter war eine Kommunistin. Sie war eine Organisatorin und sie hatte keine Angst. Aber sie war auch eine Bürgerliche. Sie liebte Nerzstolen (…) Ich habe nicht für meine Karriere fotografiert, sondern für die Revolution.“
Fink studierte an der New School for Social Research , wo die aus Österreich stammende Lisette Model eine seiner Lehrerinnen war und in unter ihre Fittiche nahm.
1958/59 zog Fink fotografierend mit der „zweiten Welle“ der Beatniks durch die USA und Mexiko. Hatte die erste Generation – Kerouac, Burruoghs, Ginsberg – das Gesicht der anarchischen, die tradierten Werte ablehnenden jungen Generation geprägt, die mit dem „American Dream“ nichts anfangen konnten, waren die Spuren der zweiten Generation bescheiden. Ihr Leben fand aber in Finks Zyklus „The Beats“ ein bleibendes Denkmal.
In den 1970er und 1980er Jahren dokumentierte Fink das pulsierende Leben in New York City. Seine Bilder fingen die Energie und Vielfalt der Stadt ein. Diese Arbeiten halfen ihm, einen Ruf als Fotograf mit einem scharfen Auge für gesellschaftliche Dynamiken und menschliche Beziehungen aufzubauen.
Ein Wendepunkt in Finks Karriere war die Veröffentlichung seines Buches „Social Graces“ im Jahr 1984. Das Buch enthielt eine beeindruckende Sammlung von Fotografien, die die High-Society-Veranstaltungen der Vereinigten Staaten dokumentierten und mit den Parties und Festen der „einfachen Leute“ kontrastierten. Finks kritischer Blick auf die sozialen Strukturen und die darin enthaltenen subtilen Kommentare machten das Buch zu einem Meilenstein in der Welt der dokumentarischen Fotografie.
Fink lehrte auch Fotografie an verschiedenen renommierten Institutionen, darunter die Yale University und Bard College. Sein Einfluss auf junge Fotografen und seine Lehrtätigkeit trugen dazu bei, sein Erbe in der Welt der Fotografie zu verfestigen.
Einen handfesten Skandal verursachte Finks 2004 erstmals unter dem Titel „The forbidden pictures – a political tableau“ ausgestellter Zyklus von Fotos, die eine Hommage an die von ihm bewunderten sozialkritischen Maler der Weimarer Republik George Grosz, Otto Dix und Max Beckmann bilden. Mit Doppelgängern stellte er im Stil der 20er-Jahr-Malerei dekadente Gesellschaftsszenarien nach, in denen Präsident George W. Bush und dessen Kabinett im Mittelpunkt standen. Die Zensur und das repressive Klima nach 9/11 verhinderten die geplante erste Ausstellung. Bis weit hinein ins „liberale“ journalistische Lager reichte die Front der Kritiker an diesem bemerkenswerten Projekt.
Larry Fink erhielt im Laufe seiner Karriere zahlreiche Auszeichnungen und Anerkennungen, 2015 etwa den Infinity Award in art, International Center of Photography. Seine Arbeiten wurden in bedeutenden Galerien und Museen weltweit ausgestellt.
Kurt Lhotzky