Jakob Riis

Im Amsterdamer Muesum FOAM  ist noch bis Mitte April eine bemerkenswerte Ausstellung über Leben und Werk des aus Dänemark stammenden Pioniers der Sozialfotografie Jakob Riis zu sehen.

1870 kam der 21jährige völlig mittellos in New York an und hielt sich zunächst mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser. 1873 fand er eine Anstellung als Reporter bei den South Brooklyn News und später als Polizeireporter bei der New York Tribune. Bereits in seinen frühen journalistischen Arbeiten wird der aktivistische, engagierte Immigrant spürbar: Es sind keine voyeuristischen Geschichten über die Außenseiter und Getretenen – er, der die Armut und die unwürdigen Lebensumstände der Menschen in der Lower East Side am eigenen Leib erfahren hat, will aufrütteln, will zeigen, welches Leid in der glitzernden Großstadt mit dem Luxus der Reichen koexistiert.

Das erhoffte Echo bleibt aus. Riis greift zu drastischeren Mitteln und setzt sich mit dem neuen Medium der Fotografie auseinander. Jetzt durchstreift er die Elendsquartiere, schleppt seine Plattenkamera mit und setzt als einer der ersten Fotografen konsequent das Magnesiumblitzlicht ein. Die von seinem Blitz aufgeschreckten Obdachlosen oder Bewohner der Massenquartiere strahlen bis heute eine unerhörte Unmittelbarkeit aus.

Als einer der ersten investigativen Journalisten recherchierte er unter Tarnnamen in der Fleischindustrie und am Bau; 1890 erschien seine eindringliche, mit Fotos unterfütterte Reportage How the other half lives, 1892 Children of the poor. Endlich kam Riis seinem Ziel näher – beide Publikationen zeigten Wirkungen. Die New Yorker Stadtverwaltung unternahm Schritte gegen die von ihm dokumentierten schandbaren Zustände in den Elendsquartieren, das Buch über die Kinder der Armen befeuerte eine Bewegung für eine Unterrichtsreform. Unterstützung erhielt Riis bei seinem Kampf durch den Polizeipräsidenten der Großstadt, Theodore Roosevelt.

Bandits Roost (aus: How the other falf lives)

Riis hatte selbst mit für die damalige Zeit innovativen Methoden die propagandistische Wirkung seiner Bücher unterstützt: Mit einer „Laterna Magica“, also einem frühen Projektionsapparat, zog er durch die Stadt und zeigte Bilder des großstädtischen Elends.

Die technische Unreife der damaligen Druckereien bei der Reproduktion von Fotografien führte dazu, dass Riis erst lange nach seinem Tod als einer der Pioniere der Sozialfotografie (wieder)entdeckt wurde (teilweise wurde auch in How the other half lives ein Teil seiner Fotos in Strichzeichnungen umgewandelt, eine damals verbreitete und gar nicht so komplizierte Technik).

 

The Other Half – The Activist Photography of Jacob Riis
Du 16 février au 15 avril 2018
Musée FOAM
Keizersgracht 609
1017 DS Amsterdam
Pays-Bas

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