Für die Erinnerungskultur sind Gedenktage, die an bewegliche Feste gebunden sind immer etwas problematisch. Das gilt beispielsweise für den irischen Osteraufstand von 1916.
Vom Datum her fand der Aufstand der irischen Republikaner und Sozialisten zwischen dem 24. und 30. April 1916 statt. Brennpunkt der Ereignisse war Dublin, eine der Hochburgen der republikanischen Bewegung. Von der Legendenbildung hier spielt gerade das Datum Ostern aber eine große Rolle.
Die Fotografie spielte bei dem Prozess, den man als irisches Revival bezeichnet eine bedeutende Rolle. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begannen irische und ausländische Ethnographen, Schriftsteller und Journalisten vor allem den Westen Irlands fotografisch zu dokumentieren. Je nach Standpunkt, Herkunft und politischer Orientierung wurden dabei oft sehr unterschiedliche Ziele verfolgt.
Wollten die einen die Rückständigkeit vor allem der Fischer auf den Inseln dokumentieren, versuchten Anhänger einer irischen Renaissance, das naturwüchsige Leben der “keltisch-gälischen” Land- und Inselbewohner der Kultur der englischen Koloniesatoren entgegenzustellen.
Vereine wie der Belfast Naturalist Field Club versuchten, ein fotografisches Monument der vorwiegend protestantischen industriellen Mittelklasse in den ländlichen Gebieten Nordirlands zu schaffen. Auf der anderen Seite gab es aufgrund der wachsenden sozialen Unzufriedenheit und der Streikbewegungen im Süden eine Reihe von Darstellungen von Arbeitskämpfen und Zusammenstößen zwischen Arbeitern und der englisch-irischen Polizei.
Der Osteraufstand markierte auch für die irische Fotografie einen Einschnitt. Die massiven Kämpfe in Dublin und die Bombardierung der Stadt durch englische Kriegsschiffe führten zu schweren Verwüstungen, die unter anderem wichtige Fotogalerien und Ateliers zerstörten.
Dominierten vor 1916 Fotografien der Stadt, die Bilder zeigten, die wie jene des imperialen London oder anderer britischen Städte komponiert waren und der viktorianischen Prachtentfaltung gewidmet waren. Nach dem April 1916 dominierten Fotos, die Auswirkungen der Straßenkämpfe zeigten.
Dazu kam eine Flut von Fotografien und Postkarten mit den Porträts der Helden und Märtyrer des revolutionären Aufstandsversuches. Diese stießen deshalb auf so verbreitetes Interesse, weil ein Großteil der Aufständischen aus gutem Grund vorher alle Versuche, fotografiert zu werden, entschieden verweigert hatte. Die britische Polizei, der Geheimdienst und die paramilitärischen Black and Tans machten mit fotografischen Steckbriefen eine mörderische Jagd auf verdächtige Republikaner.
Diese Ikonographie von zerstörten Bauwerken, revolutionären Märtyrern und siegreichen Soldaten prägte auch die Fotografie der Jahre 1920 und 21, also jene Ära, in der es im einstigen republikanischen Lager zu einem neuen Bruderkrieg kam.
Die siegreichen Freistaatler, also jene, die ihren Frieden mit der britischen Krone machten und auf die Errichtung der Republik verzichteten, erkannten bald die propagandistischen Vorteile einer modernen Bildsprache.
Es war Präsident Eamon de Valera, ein Politiker mit amerikanischen Wurzeln,der besonderen Wert auf die Herausarbeitung einer eigenen irischen, patriotischen Fotografie legte. Der dominierende Einfluss der katholischen Kirche im Freistaat und die Zensurgesetze der Fianna Fail-Regierungen in den 20ee und 30er Jahren führten zu einer kulturellen Stagnation, auch auf dem Gebiet der Fotografie.