Die Zeitung der Bolschewiki, PRAWDA, mit den Aprilthesen

Im März 1917 verließ der russische Revolutionär Wladimir Iljitsch Uljanow, besser bekannt unter seinem nom de guerre Lenin, mit einer handvoll Gesinnungsgenossen und -genossinnen sein Schweizer Exil und kehrte im legendären plombierten Waggon nach Russland zurück. Dort hatte im Februar eine Revolution den Zaren gestürzt und eine provisorische Regierung an die Macht gebracht, in der sich Sozialrevolutionäre und gemäßigte Sozialdemokraten gemeinsam mit konstitutionellen Demokraten zusammenfanden, um den Krieg des alten Regimes fortzusetzen, freilich unter „demokratischen“ Losungen.

In der revolutionären Partei der Arbeiter des russischen Reichs, bei den Bolschewiki, gab es bedeutende Unterschiede in der Einschätzung der Situation und der Möglichkeiten und Perspektiven einer sozialistischen Politik.

Teile der Führung der bolschewistischen Partei waren für eine Unterstützung der provisorischen Regierung. Lenins Kritik an dieser Haltung, die er in Briefen aus dem Exil geäußert hatten, wurde ignoriert oder totgeschwiegen.

Die Rückkehr der Revolutionäre nach Russland war nicht ungefährlich – nicht zu Unrecht gab es Befürchtungen, die Regierung würde die Heimkehrer verhaften, einkerkern oder gar durch reaktionäre Banden ermorden lassen. Zum Empfang der Exilanten hatten sich Tausende Arbeiterinnen und Arbeiter, Soldaten und Bauern eingefunden und bereiteten vor allem Lenin einen triumphalen Empfang. Seine Dankesrede war radikal, und sie enthielt jenes Programm, das unter dem Namen „Aprilthesen“ in die Geschichte der russischen Revolution eingegangen ist: Vollständiger Bruch mit der Provisorischen Regierung, Beendigung des Krieges, Enteignung der Großgrundbesitzer und der Kapitalisten, alle Macht den Räten!

Der italienische Fotograf Davide Monteleone  (geboren 1974) hat sich auf die Suche nach dem Originalmanuskript der Aprilthesen (deren Titel eigentlich  „Über die Aufgaben des Proletariats in der gegenwärtigen Revolution“ lautet) gemacht und die einzelnen Stationen der Rückkehr Lenins dokumentiert. Herausgekommen ist ein faszinierendes Fotobuch das zeigt, wie man fotografisch Geschichte aufarbeiten kann.

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