Im Rahmen meines Blogs habe ich mich immer wieder mit dem Thema der Bildfälschung beschäftigt. Im Gegensatz zur Fotomontage, bei der für den Betrachter ersichtlich teilweise kontroversielle Bilder zusammenmontiert werden, um einen bestimmten Zweck zu erreichen – Erheiterung, vertiefte Einsicht, Satire – ist die Bildfälschung nicht sofort als solche zu erkennen und soll es in den meisten Fällen auch gar nicht sein.
Die Bildfälschung ist ein Instrument der Manipulation und wird daher beispielsweise von Fotoagenturen schwer geahndet – selbst prominente Pressefotografen können innerhalb kürzester Zeit jeden Kredit verspielen, wenn ihnen Manipulationen an Bildern nachgewiesen werden. Selbst kleine Retuschen können da schon reichen, um eine Karriere ein für allemal zu zerstören
Bei der „Kronen Zeitung“ ist das anders. Ich habe mich in mehreren Beiträgen mit Bildfälschungen bzw. manipulativen Bildpräsentationen in der (Online-) „Krone“ beschäftigt. Ein Lehrbeispiel ist die Berichterstattung über die Demonstration gegen den EU-Gipfel in Salzburg am 20. September. Gegen Ende der Demonstration kam es zu einer kurzen Eskalation zwischen Demonstrantinnen und Demonstranten und der Polizei.
Der Grüne Michel Reimon, Abgeordneter des Europäischen Parlaments, versuchte nach Rücksprache mit der Demoleitung deeskalierend einzugreifen und auf die Polizei einzuwirken, keine Gewalt anzuwenden. In weiterer Folge erhielt er, ebenso wie einige Demonstranten, einen Schlag bzw. Schläge mit einem Gummiknüppel auf die Stirn.
Die „Kronen-Zeitung“ berichtete am 21. September folgendermaßen auf ihrer Online-Seite:
Im folgenden Video wird das „Anreisserbild“ noch einmal als Standbild einige Sekunden eingeblendet:
Reimon redet in bedrohlicher Weise auf einen Polizisten ein, links hinter ihm sieht man ein oranges Transparent, auf dem offenbar das Wort „REVOLUTION“ vorkommt und, weiter unten sieht man einen vermummten Demonstranten. Der Abgeordnete trägt offenbar eine orange Ordnerweste, die ihn als Teil der Organisatoren kenntlich macht.
Nun exakt der gleiche Bildausschnitt, wie er auf Twitter zu sehen war und auch vom ORF gebracht wurde:
Offenbar hat ein Bildredakteur der „Krone“ (so sie denn so qualifiziertes und teures Personal einstellt!) ein bisschen „photogeshoppt“ – und schon wird aus dem sicher emotionalen Diskurs beinahe schon eine drohende Attacke auf die Staatsgewalt. Oder ist hier nur einfach ein „Symbolfoto“ ein bisschen schief gegangen?
Offensichtlich nicht – denn auch wenn die „Krone“ ihren Bericht mehrmals umgeschrieben hat wird bis zuletzt versucht, Reimon in Zusammenhang mit einem angeblichen Angriff auf die Polizei durch einen unbekannten Demonstranten mit einer Eisenstange zu bringen (was von Augenzeugen bestritten wird).
Wenn wir das Originalbild mit Pressefotografen mit der „Krone“-Fälschung vergleichen werden wir feststellen, dass beim „Krone“-Foto exakt darauf geachtet wurde, dass die Größenverhältnisse der Personen im Hintergrund mit dem Original übereinstimmen.
Ich kann es nicht oft genug wiederholen: Auch und gerade mit Bildern kann man lügen! Und: Es gibt Presseorgane (auch wenn ich im Zusammenhang mit Blättern wie der „Krone“ diesen ehrenvollen Begriff nur ungern verwende), bei denen man sich wirklich ernsthaft überlegen muss, ob man überhaupt irgendetwas glauben darf, was einem da vorgesetzt wird.