In der Volkshochschule Donaustadt, Bernoullistraße 1, 1220 Wien, wird zur Zeit die Fotoausstellung „Menschen auf der Flucht“ von Tom Platzer gezeigt. Es handelt sich um eine Wanderausstellung mit Fotos, die am 21. September 2015 im Flüchtlingslager Traiskirchen aufgenommen wurden.
Hier ein Zitat aus dem Pressetext zur Vernissage der Ausstellung im Mai 2016 im Wiener Rathaus:
Jedes Bild in den Medien ist eine Inszenierung. Das Fotoprojekt ‚Menschen auf der Flucht‘ versteht sich als Gegenpol zu den Bildern, die ausschließlich das Leid und Elend der Flüchtlinge darstellen. Gerade das Fremde kann jedoch ebenso reizvoll wie bedrohlich wirken. Dieselbe Person kann als glänzender Star oder als hilfsbedürftiges Opfer erscheinen. Welche Wahrheit wollen wir sehen?
Die Fotos sind eine Momentaufnahme. Die insgesamt sieben Personen wurden zufällig ausgewählt. Sie befanden sich zu dem Zeitpunkt in Traiskirchen und erklärten sich bereit, durch ihr Bild das Ziel des Shootings zu unterstützen, das gemeinsam von Tom Platzer und der Designerin Imma Baumgartner von time4africa initiiert wurde. Es ging um die Darstellung von Flüchtlingen als einzelne Persönlichkeiten, schön und würdevoll, fröhlich und glamourös, posierend im Rampenlicht, trotz des unvorstellbar harten und weiten Weges ihrer Flucht. Platzer dazu: „Ich sehe es als große Ehre, dass wir mit diesen wunderbaren Menschen arbeiten durften und gleichzeitig ihre Geschichte erahnen konnten.“
Das Setting entsprach dem eines professionellen Modeshootings, aufwändig in Styling und Technik. Alle Beteiligten trugen unentgeltlich zu Realisierung des Projektes bei. Ein besonderer Dank ergeht auch an die Visagistin Iwona Furmaniewicz und den Filmproduzenten Manfred Max Gruber und sein Team.“
Tom Platzer (Jahrgang 1962) arbeitete unter anderem in den 80er Jahren als Assistent von Helmut Newton, ab 1988 als Pressefotograf und prägte mit seinen Fotos und Titelbildern den Stil von NEWS entscheidend mit. Er fotografierte zahlreiche bekannte Persönlichkeiten wie Shirley MacLaine, den Dalai Lama oder Edita Gruberova. Ab 2004 stellte er seine fotografische Expertise in den Dienst karitativer Organisationen.
Leider hinterlässt die Ausstellung in der VHS Donaustadt einen zwiespältigen Eindruck – und ich möchte die Organisatoren ausdrücklich ersuchen, die folgende Kritik als konstruktive aufzufassen. Positiv ist auf jeden Fall, dass die beeindruckenden Bilder in „Transdanubien“ gezeigt werden.
Bedauerlich ist, dass – vermutlich aus Platzmangel – die Präsentation der ohnehin wenigen Fotos extrem ungünstig ist. Die großformatigen Bilder würden mehr Raum erfordern, damit der Betrachter sie aus einer entsprechenden Entfernung auf sich einwirken lassen kann. Das ist leider nur bei dem Porträt der pakistanischen Frau an der Frontwand möglich.
Ebenfalls bedauerlich: Es gibt außer der Beschreibung der Bilder (Namen und Herkunftsland der Porträtierten) keinerlei Informationen über den Fotografen und seine Intentionen.
Ideen, wo man die Bilder besser präsentieren könnte, kann ich leider nicht beisteuern (erfreulicherweise herrschte in der VHS ein ständiges Kommen und Gehen, als ich mit einem Freund an einem Mittwochnachmittag die Ausstellung besichtigte). Die Kursräume und Säle sind also sicher ausgelastet. Vielleicht wäre es eine Lösung gewesen, die Fotos etwas mehr zu verteilen, vom Foyer über die Treppenaufgänge bis hinauf in den ersten Stock.
Idealerweise könnte (möglichst beim Beginn der Ausstellung) auf einer Tafel in der Größe der Bilder eine Kurzinformation angeboten werden, die etwa dem Pressetext von 2016 entspricht. Alternativ könnte man ein kleines Informationsblatt zur freien Entnahme beim Sekretariatsschalter auflegen.
Wie gesagt – diese kritischen Anmerkungen schmälern in keiner Weise das Verdienst, diese wichtige Ausstellung überhaupt zu zeigen. Vielleicht helfen sie mit, hoffentlich folgende Projekte attraktiver zu gestalten. Trotz aller Einwände an der Form der Präsentation kann ich den Besuch dieser Ausstellung nur nachdrücklich empfehlen.