Es gehört schon fast zu den Traditionen dieses immer noch recht jungen Blogs, dass ich über die Ausstellungen in der WestLicht-Galerie vor den Fotoauktionen berichte.

Immerhin kann man immer unglaublich spannende und vielfältige Werke von Spitzenfotografinnen und -fotografen sehen. Und das gratis, bitte sehr! Auf diesen Aspekt möchte ich ganz besonders hinweisen. WestLicht tut sehr viel, um die Beschäftigung mit Fotografie zu fördern und ein tieferes Verständnis für dieses Medium zu wecken. Vor allem für ein junges Publikum können die zwar verständlich kalkulierten, mitunter aber doch spürbaren Eintrittspreise zu Ausstellungen eine Hemmschwelle bedeuten. Umso mehr freut mich also dieser „demokratische“ Zugang.

Auch wenn es wie namedropping wirkt – aber man sieht bis 9. Juni Werke von Cartier-Bresson, Atget, Morath, Capa, Salas, Burri, Haas, Klein, Halsman, Araki, Evans und vielen anderen. Wie immer gibt es einen ausgezeichneten Katalog, der um 25,– EUR zu haben ist und in keiner Bibliothek mit Fotobüchern fehlen sollte. Neben den Abbildungen der ausgestellten Fotografien finden sich eingestreut kurze essayistische Hintergrundtexte zu einzelnen Bildern oder deren Schöpfern.

Kann man bei so viel geballter Qualität irgend etwas besonders herausgreifen? Natürlich, behaupte ich, man kann und soll, auch wenn das, was einem beim ersten Besuch besonders angesprochen hat, vielleicht bei einem weiteren Besuch durch ein anderes Werk abgelöst wird. Denn Fotografien wirken ja nicht losgelöst von Raum und Zeit auf uns, es sind unsere eigenen Stimmungen, Empfindungen, intellektuellen Zugänge, die uns Bilder von Fall zu Fall anders sehen lassen.

Meine persönlichen Favourites waren diesmal die Fotos von Alfred Eisenstaedt (1898 – 1995), dem großen Fotoreporter und Schöpfer zahlreicher ikonische Aufnahmen (ich denke etwa an den berühmten „Kuss auf dem Times Square„). Sein Bild vom „Drum Major„, dass der LIFE-Bilddirektor Friend  „Ode an die Freude“ nannte, ebenso wie das Foto von den Mädchen des Corps de Ballet der Pariser Oper während einer Probenpause strahlen so viel Humor, Wärme und Empathie aus, dass man die Menschen auf den Fotografen wie freundliche Zeitgenossen sehen und sich ihnen ganz nah fühlen kann.

Galerie Westlicht
Westbahnstraße 40
1070 Wien
Historische, klassische und zeitgenössische Fotografie
Nobuyoshi Araki, Ilse Bing, Bruce Davidson, Walker Evans, William Klein, Irving Penn und viele mehr.
29. Mai bis 9. Juni 2017 im WestLicht
täglich 14 – 18 Uhr
und nach telefonischer Vereinbarung unter +43 (0)1 522 66 36 60
Eintritt frei

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