2016 im Keller des Rio-Kinos im Arbeiterviertel von Hackney (London) entdeckt, bietet ein Archiv mit 12.000 Bildern, die von einer Initiative für Arbeitslose gemacht wurden, ein Porträt des Alltagslebens während der 80er Jahre. Das Besondere daran: Hier hat sich die community selbst porträtiert, es ist kein „Blick von außen“.
Das Rio in Dalston ist Londons ältestes von der Gemeinde betriebene Kino. Es wurde 1979 als gemeinnütziges Kunstzentrum gegründet, und in den frühen 80er Jahren wurde das Untergeschoss in eine Werkstatt und ein Aufnahmestudio für von der Gemeinde geführte Initiativen wie das feministische Filmkollektiv Women’s Media Resource Project und die Tape/Slide Newsreel Group, ein radikales Fotoprojekt für lokale Arbeitslose, umgewandelt.
1982 wurde das Fotoprojekt gestartet. Mitglieder wurden im Umgang mit der Kamera geschult und losgeschickt, um Hackneys Gemeinden, Märkte, Festivals und gesellschaftliche Ereignisse zu dokumentieren. Sie berichteten über soziale Themen und fingen den Geist des lokalen Aktivismus bei Protesten gegen Rassismus, Polizeibrutalität, AIDS, den Bergarbeiterstreik und Atomwaffen ein. Ihre Bilder wurden dann zu Wochenschauen zusammengestellt und vor den kommerziellen Werbespots einem Publikum von rund 1.000 Menschen pro Woche gezeigt.
1986, als der Greater London Council mitsamt der damit verbundenen Finanzierung abgeschafft wurde, begann sich die Gruppe aufzulösen. Das Untergeschoss des Rio wurde zu einem Lagerraum, und die 12.000 Dias der Tape/Slide Newsreel Group wurden unter Dokumenten und Aktenschränken vergraben.
Mehr zu diesem spannenden Projekt (auf Englisch) findet ihr hier.